Notenwert

Wie bereits früher ausgeführt, sollte man sich klarmachen, daß Tabulatur die Abbildung der Ereignisse auf dem Gitarrenhals (bzw. ähnlicher Instrumente) ist. Dieses Abbildungsprinzip hat zwei Schwachstellen: Notenwert und, damit zusammenhängend, Rhythmus-Notation.

Wenn man von der klassischen Notation ausgeht, sind die Notenwerte neben der Dynamik der entscheidende Faktor bei der Interpretation der Musik. Tabulatur dagegen wird mehr gelesen im Sinne von Beat/Off-Beat. Deswegen sind die Notenhälse so wichtig. Sehen wir uns folgendes Beispiel an:

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Obwohl in Takt 1 und in Takt 2 die gleiche Musik spielt, lässt der Gebrauch der gebundenen Noten in Takt 2 die Beat/Off-Beat Struktur klarer erkennen.

Eine andere wichtige Sache ist, daß TablEdit in der Tabulatur nicht automatisch Pausen setzt wie in der Notenzeile (wenn die "Automatisch Pausen" Option aktiv ist). Eine gute Faustregel ist, daß, wenn in der Notenzeile eine Pause erscheint, Sie diese auch in die Tabulatur eingeben sollten. Das dient der leichteren Erkennbarkeit der rhythmischen Struktur. Mit [.] geben Sie eine Pause der Länge des ausgewählten Notenwertes ein.

Generell ist zu empfehlen, auf den höheren Saiten keine Noten, die länger als ein Viertel sind, sondern gebundene Noten zu verwenden, außer sie fallen genau auf das erste oder in einem 4/4Takt auch auf das dritte Viertel. In diesem Fall sind sie sowieso leicht zu erkennen und umzusetzen. Beim Fingerpicking sollte diese Regel angewendet werden für die Noten, die für den Daumenanschlag stehen. Der ist auch nicht immer auf betonter Zählzeit. Zum Beispiel hat ein Ragtime-Stück in 2/4Takt 1/4 und 1/8 Noten im Baß.

Punktierte Noten sollte man möglichst ganz vermeiden. Die Ausnahme gibt es in 3/4 oder 6/8 Takten, wenn eine punktierte Halbe den ganzen Takt füllt.

Von den Ausnahmen abgesehen ist in beiden Fällen die Verwendung kürzerer gebundener Noten zu empfehlen. Es gibt allerdings noch eine große Ausnahme: viele klassische Stücke mit langen gebundenen Tönen sehen in der Tabulatur unübersichtlich aus, weil die Bindebögen andere Noten, Effekte und Zeichen verdecken. Gehen Sie hier nach Gefühl.

Zusätzlich zu der optischen Hilfestellung ist der positive Effekt von gebundenen Noten auf einen live-performance ähnlichen Sound wahrscheinlich größer als alles andere. Eine Prüfung der Tabulaturen, die wir bekommen, ergibt, daß die meisten aus straight eingegebenen Basisnoten bestehen und die Technik der gebundenen Noten fehlt. Man hört das dann beim Abspielen über MIDI an der „Musik-Box" Qualität.

Obwohl das Thema „Gebundene Noten" deshalb eigentlich in die Kategorie „Performance" gehört, möchte ich es doch in aller Kürze hier mit hineinnehmen.

Wenn Sie eine gedruckte Vorlage benutzen, für Klavier oder Gitarre, bekommen Sie die Pausen und Bindungen normalerweise korrekt vorgegeben und brauchen bloß abzuschreiben. Arbeiten Sie an einem eigenen Stück oder versuchen, ein Stück nach dem Gehör zu notieren und sind sich nicht sicher, ob da jetzt eine Pause oder eine gebundene Note kommen soll, dann stellen Sie sich folgende Frage: „Nehme ich den Finger an dieser Stelle vom Griffbrett?" Wenn ja, ist ziemlich sicher eine Pause angesagt. Wenn nein, ist immer noch die Frage, ob der Ton gedämpft werden soll, dann gehört nämlich auch eine Pause hin, oder ob gleich anschließend der nächste Ton kommt. Möglichst sollte das durch bewusstes Hören entschieden werden.

Wenn also der Finger draufbleiben und der Ton klingen soll, dann ist der Augenblick für gebundene Noten gekommen. Geben Sie also ein paar Noten mehr ein, an Stellen, wo zwar keine Anschläge sind, aber klingender Ton in der Realität, markieren die jeweils linke der Noten, die gebunden werden sollen und klicken das Menü Noten an oder gehen in der Noten-Werkzeugleiste auf das dritte Feld von links unten. TablEdit bringt dann einen verklingenden Sound. Den sollte man sich nicht entgehen lassen.

Notenwert-Automatik

Für den Anfänger ist die Funktion Notenwert-Automatik sehr praktisch. Klicken Sie auf das „X" links in der Noten Werkzeugleiste. In diesem Modus bekommen die Noten automatisch einen Wert (=Dauer), der den Regeln korrekter Notation entspricht. Worauf Sie zu achten haben, ist dann nur noch die Position des Cursors beim Eingeben.

Eingabe von Triolen, Quintolen etc.

Triolen gehören zu den häufigsten rhythmischen Variationen, speziell in Kombination mit Hämmerings und Pull-Offs.

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Um diese Kombination, eine Achteltriole, zu produzieren, geben Sie zunächst die Noten in 1/16Schritten ein. D.h. das Lineal muß auf Sechzehntel eingestellt sein. Klicken Sie im Menü unter Ansicht/Sechzehntel oder mit [Shift] + [F8]. Dann kommen Sie mit [a_right] immer genau ein Sechzehntel weiter. Markieren Sie anschließend alle drei Noten, gehen in die Noten-Werkzeugleiste und selektieren das Triolen-Feld. Und dann klicken Sie auf das 1/8Noten-Feld! Fertig ist die Triole. Gleich anhören! Noch eleganter geht´s mit Shortcuts: markieren müssen Sie zwar noch mit der Maus, aber dann drücken Sie [Strg] + [Zahlenblock 3] für Triole, danach [ F7] für Achtel. Fertig...

Versierte Noten-Eingeber sparen sich das Markieren: bevor Sie die erste Achtelnote der Triole eintippen – der Cursor muß aber schon in Stellung sein – aktivieren Sie den Triolenmodus wie beschrieben per Shortcut oder Mausklick. Die beiden anderen Achtel geben Sie dann im 1/16Abstand ein, das vierte Sechzehntel müssen Sie aber freilassen! Fertig...

Sie können statt der Pfeiltaste, wenn Sie im Triolenmodus drin sind, auch [Tab] benutzen; obwohl der aktuelle Notenwert auf 1/8 steht, bewegt sich der Cursor dann genau 1/16 weiter. Das vierte Sechzehntel wird dann automatisch freigelassen; vergessen Sie dann nicht, den Triolenmodus wieder abzuschalten – das machen Sie genau so, wie Sie ihn eingeschaltet haben.

Auf dem Bildschirm bleiben die Noten zunächst noch linealgerecht auf ihren 1/16 Positionen stehen; im Notenausdruck wird das Triolenbild dann automatisch vermittelt.

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Für Vierteltriolen sollten Sie das Lineal im Menü Ansicht mindestens auf Achtel eichen; für Achteltriolen auf Sechzehntel, für Sechzehnteltriolen auf Zweiunddreißigstel usw.

In der gleichen Art wie Triolen können auch Quintolen, Septolen und sogar Nonolen und Dezolen hergestellt werden. (Nur Pistolen gibt es bei TablEdit nicht, A.d.Ü). Drücken Sie dann für Quintole [Strg]+[Zahlenblock 5] etc.

Um eine Sechzehntel-Quintole herzustellen, geben Sie fünf 1/32Noten ein, markieren sie als Block und drücken [Strg]+[Zahlenblock 5]. Entsprechend ist es mit den anderen. Achten Sie darauf, daß immer genügend Platz da ist; die Sechzehntel-Quintole beispielsweise braucht den Platz eines Vierteltaktes, also von acht Zweiunddreißigsteln; wenn Sie fünf eingegeben haben, müssen Sie drei freilassen, sonst gibt es irgendeine Unregelmäßigkeit. Auch hier ist es mit den anderen entsprechend.

Den Hämmering-Effekt erzielen Sie wie folgt: wenn Sie die Noten eingegeben haben, plazieren Sie den Cursor auf die erste Note, also den Ton, der noch angeschlagen wird, gehen dann in die Spezialeffekte Werkzeugleiste und klicken auf das Feld mit „Ho" für „Hammer on". Sofort schlägt sich ein Bogen zur nächsten Note auf derselben Saite. Haben Sie einen Fehler gemacht und möchten den „Hammerbogen" weghaben, klicken Sie auf das „X"-Feld.

Der Cursor muß dann natürlich noch oder wieder auf derselben Note stehen. Nun wäre TablEdit nicht TablEdit, gäbe es nicht auch Tasten dafür! Hämmern Sie einfach mit der H-Taste, anstatt das „Ho"-Feld anzuklicken. Alles andere müssen Sie natürlich genauso beachten. Sie können es auch direkt bei der Eingabe machen: hier im Beispiel könnten Sie gleich nach Eintippen der [2] ein [H] drücken, und wenn Sie dann die [3] eingeben, haben Sie ein schönes „Hammer on", das auch so klingt.

Mit den Pull-Offs (Abziehen) machen Sie es genauso, nur daß Sie statt des „Ho"-Feldes das „Po"-Feld anklicken. Oder statt der H-Taste [P] drücken. Aber selbst wenn Sie es verwechseln – TablEdit verwechselt es nicht und korrigiert den Fehler.

Manchmal ist es besser, die kleine Zahl, die die Zeiteinteilung anzeigt, nicht anzuzeigen. Fügen Sie dazu eine Notenhalsmarker ein und drücken Sie dann [#]. Sometimes it is better not to display the small number that shows the time division. To do this insert a stem length marker and then press [#].

Synkopierung

Synkopierung macht den Schwung oder Swing eines Stückes, indem die Töne leicht versetzt neben dem Beat gespielt werden. Ohne das klingen fast alle Stücke „platt". Man kann das natürlich direkt als Notierung eingeben, aber das ist sehr umständlich.

Blues zum Beispiel wird i.d.R. der Einfachheit halber im 4/4Takt notiert. Das Blues-typische Triolenfeeling entsteht aber erst, indem die einzelnen Taktviertel jeweils als Viertel plus Achtel oder Achtel plus Sechzehntel gespielt werden, obwohl sie gar nicht so notiert sind. Denn das hätte wieder Konsequenzen für das Metrum, das dann 6/8 oder 12/8 lauten müsste, und beim Blues geht es nun einmal nicht um Kompliziertheit.

Auf Notendrucken steht dann oft einfach der Hinweis „shuffle feeling" oder links oben ein gebundenes Notenpaar, das eine punktierte Achtel gefolgt von einer Sechzehntel zeigt. In TablEdit wollen wir das aber auch hören. Um das einzurichten, gehen wir in das Dialogfeld MIDI Optionen und finden dort unter „Synkope Effekt" vier Anklickmöglichkeiten:

1, 2, -1, -2. Null bedeutet kein Effekt. Eins triolisiert schwächer, Zwei stärker. Der negative Effekt ist für Jazzer interessant, aber wohl insgesamt eher selten in Gebrauch. Probieren Sie´s aus!